Die meisten Bundesländer bereiten sich laut einem Zeitungsbericht auf einen Anstieg der Flüchtlingszahl im Frühjahr vor. Zehn Länder wollen einer Umfrage der Welt am Sonntag zufolge mehr Plätze in ihren Erstaufnahmeeinrichtungen schaffen. Eine Reduzierung sei in keinem Land geplant.

Schleswig-Holstein will seine Kapazität in diesem Jahr von 12.000 auf mehr als 20.000 Plätze erhöhen. "Damit soll Vorsorge getroffen werden, um einem ähnlich starken Flüchtlingszugang wie 2015 gewachsen zu sein", zitiert die Zeitung das Innenministerium. Bayern erklärte, die Kapazität von derzeit 23.000 regulären Plätzen in diesem Jahr auf rund 36.000 zu erhöhen. Nordrhein-Westfalen will die Zahl der Plätze auf rund 60.000 steigern.

Derzeit sind die Erstaufnahmeeinrichtungen in mehreren Bundesländern dem Bericht zufolge nicht einmal zur Hälfte belegt. Als Grund dafür führt die Zeitung die zurückgegangenen Flüchtlingszahlen während des Winters an. In Sachsen werden demnach nur 25 Prozent der Plätze genutzt. Weil die genaue Entwicklung der Flüchtlingskrise kaum prognostiziert werden könne, sollen die aktuell rund 20.000 Erstaufnahmeplätze in dem Bundesland zunächst erhalten bleiben, teilte das Innenministerium mit.

Hamburg und Berlin immer noch ausgelastet

In Thüringen liegt die Auslastung bei 33 Prozent, in Nordrhein-Westfalen bei 40 und in Schleswig-Holstein bei 46 Prozent. Aus dem Integrationsministerium in Rheinland-Pfalz, wo die Erstaufnahmeeinrichtungen derzeit zu 63 Prozent belegt sind, heißt es, dass die Flüchtlingszahl durch die kalte Jahreszeit "deutlich gesunken" sei. 

Andere Länder meldeten der Zeitung hingegen, dass ihre Kapazitäten weiterhin nahezu komplett ausgelastet seien. Dazu gehörten Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Sachsen-Anhalt. Niedersachsen registrierte seit Jahresbeginn täglich etwa 390 Asylsuchende, im November waren es noch 1.900. Hier sind allerdings die Kapazitäten noch zu 81 Prozent ausgelastet.

Der mögliche Anstieg der Flüchtlingszahlen ist allerdings nicht der einzige Grund für die neuen Plätze. Laut Welt am Sonntag sollen Kommunen entlastet werden. Weniger Flüchtlinge sollen außerdem künftig in provisorischen Notunterkünften wie Turnhallen untergebracht werden.  

Freiwillig ausgereist

Fast 2.000 nach Deutschland geflohene Iraker sind laut der Zeitung seit dem vergangenen Herbst freiwillig wieder ausgereist. Viele hätten als Grund angegeben, dass sich die Versprechen von Schleusern nicht erfüllt hätten, schreibt die Welt am Sonntag unter Berufung auf einen Bericht des Gemeinsamen Analyse- und Strategiezentrums illegale Migration.

Dort heißt es demnach: "Häufig wurde die Unzufriedenheit über die Unterbringungssituation, fehlende Arbeitsmöglichkeiten und die daraus resultierende finanzielle Situation sowie die schleppende Abarbeitung des Asylbegehrens zum Ausdruck gebracht." 2015 wurden mehr als 121.000 Iraker nach Deutschland gekommene Iraker registriert. Damit lag dieser Staat hinter Syrien und Afghanistan bundesweit auf dem dritten Platz der Hauptherkunftsländer.

Schröder fordert Integrationsgesetz

Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) machte sich für eine Agenda 2020 zur Bewältigung der Flüchtlingskrise stark. "Im Zentrum einer Agenda 2020 muss ein Integrationsgesetz stehen", sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Dieses solle sicherstellen, dass Flüchtlinge zügig die deutsche Sprache lernen können. Dafür müsse es genügend Kursangebote geben. Es gehe auch um Schulausbildung für Kinder, Wohnungen und Arbeitsplätze. Auch die Finanzierung der Integration müsse geklärt werden. "Von der Frage, wie gut die Flüchtlinge integriert werden, wird abhängen, ob die Gesellschaft die Flüchtlinge als Belastung oder als Chance wahrnimmt", sagte Schröder. "Wir können die Integration schaffen. Aber dazu muss schnellstmöglich ein umfassendes und durchfinanziertes Programm vorgelegt werden."