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Professorin sieht Entwicklung in Richtung „Präfaschismus“

Diese Professorin sieht eine schlimme Entwicklung

Eine Berliner Professorin sieht Deutschland in eine „präfaschistische Phase“ abdriften. Sie selber habe schon überlegt, auszuwandern, sagt sie.

Quelle: WELT/Kevin Knauer

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Die Professorin Naika Foroutan aus Berlin sieht Anzeichen dafür, dass sich Deutschland in eine „präfaschistische Phase“ entwickelt. Die Migrationsforscherin sagte, sie habe schon überlegt, in ein anderes Land auszuwandern.

Die Migrationsforscherin Naika Foroutan sieht Deutschland auf dem historischen Weg zurück. „Die gesellschaftlichen Entwicklungen weisen in eine präfaschistische Phase und ich behaupte, dass das nichts mit meiner persönlichen Befindlichkeit zu tun hat, auch nicht mit meiner migrantischen Geschichte“, sagte Foroutan dem Berliner „Tagesspiegel am Sonntag".

Das Wort präfaschistisch halte sie für nicht zu stark: Sie versuche seit geraumer Zeit, das Buch des Historikers Fritz Stern „Kulturpessimismus als politische Gefahr“ zu lesen. Stern, dessen jüdische Familie vor dem NS-Regime in die USA fliehen musste, beschreibt darin den Aufstieg des Nationalsozialismus „und jene intellektuellen Kräfte, die einen Pessimismus verbreiteten, der als einzigen Ausweg aus einer verachteten Gegenwart nur die komplette Zerstörung alles Bestehenden übrigließ“.

Sie habe „das Buch immer wieder weglegen“ müssen, „weil vieles so gegenwärtig scheint, dass einen Panik erfasst“. Die Politikwissenschaftlerin ist Professorin an der Berliner Humboldt-Universität und stellvertretende Direktorin des dortigen Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM).

In der Kontroverse um Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ war sie eine der profiliertesten öffentlichen Kontrahentinnen des  Autors, dessen Buch sie und ihr Team als erste einem Faktencheck unterzogen.

Sie sei kurz davor gewesen auszuwandern

Foroutan, die aus einer deutsch-iranischen Familie stammt, sagte, sie selbst sei kurz davor gewesen, mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern auszuwandern. Sie spüre eine Entfremdung, von der sie nicht glaube, dass sie kurzfristig sei. Sie habe lange an ein „neues deutsches Wir“ geglaubt, „das nicht mehr anhand von religiösen, kulturellen oder migrationsbiografischen Linien das Deutschsein definiert, sondern als eine Haltung für eine plurale Gemeinschaft neu entsteht“, sagte sie.

„Aber die letzten Jahre habe ich als eine starke Entfremdung erlebt.“ Als jüngeres Beispiel nannte sie die Debatte um den deutschen Fußballnationalspieler Mesut Özil, der zusammen mit dem türkischen Staatspräsidenten für ein Foto posiert hatte: „Ein Bild mit einem Autokraten, während die WM bei einem Autokraten stattfindet, wird genutzt, um Özil das Deutschsein zu entziehen“.

Darin sähen viele Migranten eine Warnung: „Dass einem die Zugehörigkeit jederzeit entzogen werden kann, egal welche Verdienste man hat und welche Leistungen man erbracht hat“.

Kritik äußerte Foroutan an Alt-Bundespräsidnet Joachim Gauck, der nach dem Ausscheiden aus dem Amt bei unterschiedlichen Auftritten  öffentlich von„falscher Rücksicht auf Migranten“ gesprochen und gesagt hatte, ihn erschrecke der Multikulturalismus. Foroutan nannte dies verantwortungslos. Auch das trage zu Entfremdung bei: „Wenn einen solche Bündnispartner verlassen, fängt man an zu fürchten, dass das, was vor einem liegt, noch schlimmer wird als das, was war.“

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In ihrem Aufruf wehrten sich die Veranstalter insbesondere „gegen die verantwortungslose Politik der Spaltung von Seehofer, Söder, Dobrindt und Co“. Die CSU plakatiert dagegen.

Quelle: Reuters

coh

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