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Atemtechniken für die Wehen

Hochschwangere liegt und hält ihren Bauch
Bildnachweis: Thinkstock

Wie kann mir richtiges Atmen während der Geburt helfen?

Rhythmisches Atmen während der Geburt kann dafür sorgen, dass Ihnen und Ihrem Baby mehr Sauerstoff zur Verfügung steht. Atemtechniken helfen Ihnen außerdem dabei, besser mit den Wehen klarzukommen und so Ihre Geburt angenehmer zu erleben.

Entspannungstechniken, dazu gehören auch Atemtechniken, sorgen außerdem dafür, das Risiko für den Einsatz von invasiven Techniken zu mindern.

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Stellen Sie sich vor, Sie würden die Kontrolle über Ihre Atmung verlieren – wenn Sie das erleben, verstehen Sie sicher auch, wie wichtig gleichmäßiges Atmen während der Geburt ist.

Atmung und Hyperventilation

Wenn Sie verkrampft sind und Angst haben, wird Ihre Atmung flacher und schneller. Ihre Schultern sind nach oben gezogen, und Ihre Nacken- und Schultermuskeln sind steif und angespannt. Wenn sich Ihre Angst nun zur Panik steigert, beginnen Sie zu hyperventilieren: Das heißt, Sie atmen zu viel ein und zu wenig aus. Durch panische Atmung kann Ihr Körper den vorhanden Sauerstoff für Sie und Ihr Baby nicht ausreichend nutzen; Schwindel und ein Gefühl des Kontrollverlusts sind die Folge. Sie spüren ein Kribbeln in den Fingern, und Ihr Mund fühlt sich taub an.

Alle diese Reaktionen sind in Angst- und Stresssituationen normal. Allerdings kann der Körper das nicht lange durchhalten, dann ist er erschöpft. In den Wehen müssen Sie mit Ihrer Energie gut haushalten. Zudem braucht auch Ihr Baby so viel Sauerstoff wie möglich, um die Strapazen der Geburt gut zu überstehen.

Atemtechniken für die Wehen

Schließen Sie für einen Moment die Augen, und konzentrieren Sie sich auf Ihre Atmung.

Achten Sie darauf, wie rhythmisch Ihre Atmung ist. Atmen Sie ein und lassen Sie eine kurze Pause, ehe Sie wieder ausatmen. Das Ausatmen sollte ungefähr dreimal so lang und tief wie das Einatmen sein - bis die Lungen „leer" sind. Das geht gut, wenn man mit Stimme ausatmet, also „tönt"; mit tiefer Stimme ein A singt. Bevor Sie wieder einatmen, machen Sie ebenfalls eine kleine Pause.

Während der Wehen ist es wichtig, dass Ihre Atmung gleichmäßig bleibt. Sie sollten versuchen zu vermeiden, dass Ihre Atmung bei sehr heftigen Wehen flacher wird - zum Beispiel mit „Tönen" oder stöhnen.

Einfache Atemtechniken

 Denken Sie an "Lass los". Versuchen Sie mit diesen zwei Worten nun folgende Übung: Denken Sie sich beim Einatmen "Lass" und beim Ausatmen "los". Schweifen Sie nicht ab, sondern wiederholen Sie beim Atmen immer wieder "Lass los". Versuchen Sie beim Ausatmen, jegliche Anspannung aus Ihrem Körper weichen zu lassen. Konzentrieren Sie sich dabei auf die Muskelpartien, die bei Stress üblicherweise verspannt sind. Nicht vergessen, jedes Mal, wenn Sie ausatmen, "..looooooos" denken. Sie müssen sich vor allem auf das Ausatmen konzentrieren - das Einatmen geschieht von ganz allein.

Probieren Sie, durch Ihre Nase ein- und durch Ihren Mund auszuatmen. Der Mund sollte ganz locker und entspannt sein, während Sie die Luft ausströmen lassen. Ein durch die Nase, Aus durch den Mund. Vielen Frauen hilft es, wenn Sie beim Ausatmen ein Geräusch machen, zum Beispiel: "Oooooooh" oder "Aaaaaaah". Trinken Sie zwischen den Wehen etwas Wasser, damit Ihr Mund nicht austrocknet.

Unterstützung beim Atmen

Es ist mitunter nicht gerade leicht, regelmäßig zu atmen und sich beim Ausatmen zu entspannen, wenn man furchtbare Schmerzen hat, müde ist und das Gefühl hat, die Wehen dauerten eine Ewigkeit. Das ist der Punkt, an dem Sie die Hilfe Ihres/Ihrer Geburtspartners/Geburtspartnerin brauchen. Er oder sie kann Ihre regelmäßige Atmung unterstützen, indem er/sie mit Ihnen zusammen atmet. Er/sie sollte Augenkontakt mit Ihnen haben, Ihre Hände halten oder die Hände auf Ihre Schultern legen - aber bitte nicht schwer!

Wenn das nicht geht, reicht es, wenn der Partner seinen Atem hörbar macht. Das ist auch von Vorteil, weil Sie ja am besten auch laut atmen sollen. Wenn Ihre Atmung zu schnell geht, muss Ihr Partner auch den Rhythmus in Form einer längeren Ausatmung vormachen.

Atmen und Schieben

In der zweiten Wehenphase (auch Austreibungsphase) werden Sie Ihr Baby in die Welt hinausschieben. Viele Frauen neigen dazu, beim Schieben den Atem anzuhalten. Das ist in Ordnung, solange Sie den kompletten Druck nach unten gehen lassen und nicht in den hinteren Teil Ihrer Kehle. Das passiert aber nicht, wenn der Pressdrang von alleine kommt und nicht von Geburtshelfern diktiert wird.

Es wird aber besser sein, wenn Sie tief einatmen, sobald die Wehe beginnt, und dann beim Drücken langsam ausatmen - mit einem ffffff: Das entlastet den Damm. Auf diese Weise entlasten Sie auch Ihre Kehle und behalten einen gesunden Atemrhythmus bei, was wiederum das Schieben effektiver macht. Falls Sie eine Epiduralanästhesie bekommen haben, spüren Sie nicht genau, wann Sie pressen müssen. Atmen Sie in diesem Fall tief ein, wenn Ihre Hebamme sagt, dass eine Wehe im Anmarsch ist. Lassen Sie Ihre Gedanken beim Ausatmen den Körper entlang nach unten wandern, und wenn Sie beim Kopf des Babys zwischen Ihren Beinen angelangt sind, müssen Sie schieben.

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Manche Frauen werden angewiesen, die Luft anzuhalten und so lange wie möglich zu pressen. Das ist keine gute Idee. Sie entziehen sich selbst und Ihrem Baby dadurch Sauerstoff und werden schneller erschöpft sein. Schieben Sie während einer Kontraktion so oft, wie es Ihnen richtig erscheint. Vier oder fünf Mal pro Wehe sind in etwa genug.
Die Idee ist es, in der Schiebephase zwar den Mund geöffnet zu lassen, aber quasi so gut wie keine Luft durch den Mund auszuatmen, sondern alles nach unten zu schieben mit Hilfe der Bauchmuskeln. In etwa so wie ein etwa anderthalbjähriges Kind, das hockend und mit geöffnetem Mund sein großes Geschäft in die Windel drückt.

Atmen ohne Schieben

Manchmal verspüren Frauen den Drang, schon zu pressen, bevor der Muttermund vollständig geweitet ist. In einem solchen Fall wird Ihre Hebamme Sie anweisen, das zu unterlassen, um Ihrem Muttermund Zeit zu geben, sich zu öffnen. Das kann extrem schwierig sein! Versuchen Sie Folgendes: Gehen Sie auf alle Viere, strecken Sie dabei den Hintern in die Luft und legen Sie Ihre Wange auf dem Boden ab. Atmen Sie viermal kurz aus, wenn eine Wehe einsetzt, dann atmen Sie einmal schnell ein, anschließend wieder viermal kurz aus und so weiter. Vielleicht hilft es auch, wenn Sie beim Ausatmen den Satz "Ich darf nicht pressen" im Kopf wiederholen. Atmen Sie zwischen den Wehen wieder normal.


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