Wunden, Brüche, Leberprellung: Misshandelte dieses Paar Pflegesohn Justin (3)?

Markus und Alexandra M. vor Gericht. Sie haben zwei eigene Kinder

Markus und Alexandra M. vor Gericht. Sie haben zwei eigene Kinder

Foto: Horst Welke/ pb press
Von: JANINE WOLLBRETT

Mannheim – Justin (3) wurde von seiner leiblichen Mutter getrennt, damit besser für ihn gesorgt werden kann. Doch bei seiner Pflegefamilie aus Brühl (Rhein-Neckar-Kreis) begann für den Jungen ein Martyrium. Laut Anklage quälten ihn die Pflegeeltern und ließen ihn fast verhungern.

Alexandra M. (44) und ihr Ehemann Markus M. (44), die mutmaßlichen Peiniger, betreten mit gesenktem Haupt Saal 135 des Amtsgerichts. Nervös knetet die Angeklagte (blonde kurze Haare, beiger Pullover) ihre Hände. Ihr Ehemann (weißes Hemd, Bart) blickt stur zu Boden.

Die Anklage ist kaum zu ertragen

Staatsanwalt Tobias Lutz: „Am 30. Dezember 2016 kam Justin zu der Pflegefamilie. Zunächst kümmerten sich die Angeklagten liebevoll um ihn, doch das änderte sich seit dem 1. Juli 2017. Da schlug ihn der Angeklagte zum ersten Mal mit der flachen Hand aufs Gesäß. Seit dieser Zeit fing die Angeklagte an, das Kind zu quälen und zu misshandeln.“

Lutz: „Sie schickte ihn drei bis vier Wochen ohne oder mit nicht genug Essen ins Bett. Durch die Mangelerscheinungen bekam Justin ganz schütteres Haar.“ Und weiter: „Wenn er schmutzig nach Hause kam, bestrafte sie ihn mit einer kalten Dusche.“

„Zudem schlug die Angeklagte das Kind mit der Hand und der Faust mehrfach ins Gesicht, schleuderte Justin gegen Möbel und die Heizung, sodass er Hämatome am ganzen Körper hatte, sich das Schlüsselbein brach, ein Brillen-Hämatom, eine Kinnplatzwunde erlitt“, schildert der Staatsanwalt. „Kurz bevor das Kind in die Klinik kam, schlug die Angeklagte Justin mehrfach und kraftvoll mit einem Kochlöffel, drückte ihm die Hände derart fest zusammen, dass der Junge eine Mittelhandfraktur erlitt und fürchterliche Schmerzen ertragen musste.“

Die Pflegeeltern auf dem Weg zum Prozess

Die Pflegeeltern auf dem Weg zum Prozess

Foto: Horst Welke/ pb press

Laut Staatsanwalt kam Justin am 22. September 2017 völlig unterernährt in die Mannheimer Uniklinik. Zudem wurden eine Leberprellung, Kinnplatzwunde, multiple Brüche der Hand sowie ein Schlüsselbeinbruch festgestellt. Das Kind musste zehn Tage stationär behandelt werden und befindet sich jetzt bei einer anderen Pflegefamilie.

Im Gerichtssaal ist es totenstill, als der Ankläger seine Ausführungen beendet hat, danach wird die Öffentlichkeit auf Antrag der Verteidigung ausgeschlossen.

Die Anklage gegen Alexandra M. lautet auf gefährliche Körperverletzung und Misshandlung Schutzbefohlener. Ihr Mann Markus M., der Justins Verletzungen tagtäglich sehen konnte, dem Kind aber laut Anklage nicht half, sondern es auch noch geschlagen haben soll, muss sich wegen Körperverletzung und Misshandlung Schutzbefohlener durch Unterlassung verantworten.

Das Urteil wird am 28. Februar erwartet.

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