Die stellvertretenden Vorsitzenden der Alternative für Deutschland (AfD), Alexander Gauland und Albrecht Glaser sind vom Landgericht Berlin mittels einstweiliger Verfügung zu einer Gegendarstellung verpflichtet worden. Beide hatten dem früheren Grünen-Parteivorsitzenden Jürgen Trittin die Äußerung unterstellt, "Deutschland verschwindet mit jedem Tag immer mehr, und das finde ich einfach großartig".

Glaser hatte seine Behauptung als Pressemitteilung der AfD veröffentlicht. Auf den Internetseiten der Partei ist sie mittlerweile nicht mehr abrufbar. Stattdessen findet sich dort die vom Gericht verlangte Gegendarstellung, ergänzt um die Worte "Jürgen Trittin hat recht. Albrecht Glaser".

Gauland hatte Trittin die Deutschland-Äußerung bei seiner Rede auf einer AfD-Demo am 7. Oktober 2015 zugeschrieben. Auf YouTube lässt sich verfolgen, dass die Menge auf das vermeintliche Zitat mit wütenden Sprechchören wie "Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen" reagiert.

Glaser war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Gauland ließ über seinen Pressesprecher ausrichten, er habe das Zitat in der Sezession gefunden. Die von Götz Kubitschek herausgegebene Zweimonatszeitschrift gilt als Plattform der Neuen Rechten. Gaulands Sprecher räumte ein, man könne ihm durchaus vorwerfen, die Quelle nicht überprüft zu haben.

Trittin droht seit einiger Zeit jedem, der das falsche Zitat verbreitet, mit rechtlichen Schritten. Dennoch ist die ihm zugeschriebene Äußerung erstaunlich langlebig.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung machte sich kürzlich auf die Suche nach ihrem Ursprung und fand heraus, dass ihm der Satz spätestens im Jahr 2007 zum ersten Mal zugeschrieben wurde – in einem 500 Seiten langen "Minority Report", der eine angebliche, gezielte Islamisierung Europas beschreibt.

Inzwischen findet sich das Zitat vor allem im Umfeld von Pegida-Sympathisanten und Neurechten, aber laut FAZ bis vor Kurzem auch auf der Seite eines CSU-Kreisverbandes. Auch die österreichische Zeitung Die Presse musste deswegen vor einigen Wochen eine Gegendarstellung drucken.